Schuhhaus Kahn
Neben dem Hellweg galt die Brückstraße bis zum Zweiten Weltkrieg als beste Dortmunder Geschäftsadresse. Geschäft reihte sich an Geschäft und deren Besitzer wohnten in der Regel in der Bel Étage über den Verkaufsräumen.
In der Brückstraße 52, an der Ecke zur Lütgebrückstraße, hatte der Kaufmann Samuel Kahn um 1880 ein vierstöckiges Geschäfts- und Wohnhaus errichten lassen. Im Erdgeschoss führte er einen Schuhladen, in der ersten Etage wurde Herren-Konfektion verkauft, darüber wohnte der Besitzer mit seiner Frau und im vierten Stock dessen jüngerer Bruder mit seiner Familie. Die Geschichte der Generationen dieser Familie zeigt eine Entwicklung auf, wie sie im Blick auf den wirtschaftlichen und beruflichen Werdegang in bürgerlichen jüdischen Familien häufig zu beobachten war. Mitte des 19. Jahrhunderts vom Land in die Stadt gezogen, betätigte sich die erste Generation dort als Metzger, die zweite nutzte die Gunst der prosperierenden Industriestadt und baut sich eine Existenz im florierenden Handel auf und die dritte durchlief eine akademische Ausbildung.
Dr. med. Walter Kahn und Dr. iur. Alfred Kahn waren Vertreter der letzteren. Mit ihren Familien gelang ihnen in der Nazizeit die Flucht in die USA.