Ostjüdische Bethäuser
Mitte der 1920er Jahre besaß etwa ein Drittel der Dortmunder Jüdinnen und Juden nicht die deutsche, sondern eine andere, meist die polnische Staatsbürgerschaft. 1925 waren dies exakt 1200 der 3820 in Dortmund lebenden Juden. Sie waren als Arbeitsmigranten oder auch auf der Flucht vor Pogromen in Osteuropa in die Stadt gekommen. In der Regel als „Ostjuden“ bezeichnet und als „orthodox“ charakterisiert, blieb der Kontakt dieser „polnischen Juden“ zur liberalen Gemeinde der alteingesessenen Juden und ihrer Synagoge am Hiltropwall stark beschränkt.
Die Familien der orthodoxen Juden lebten vornehmlich in den Vierteln nördlich und nordöstlich des Hauptbahnhofes. Dort hatten sie auch eigene Bethäuser und Betstuben sowie eine Thora-Talmud-Schule. Belegt sind Versammlungsstätten in der Leopold-, der Zimmer- und der Krautstraße. In einem Hinterhaus der Leopoldstraße 31 gab es zudem seit 1930 ein eine Mikwe, eine kleine Badeanstalt zu rituellen Zwecken. Berichte ehemaliger Dortmunder Juden, die als Kinder diese Bethäuser besuchten, sprechen von der großen Betriebsamkeit und ständigem „Palaver“ während der Gottesdienste. Die wichtigen Männer hätten gebetet, alle anderen sich unterhalten, häufig auch über Fußball, und die Kinder gespielt.