Chaje Jäger *17.2.1872
Esther Jäger, geb. Weinrauch *Nov.1874 oder 77
Rosa Kalt, geb. Jäger *19.11.1906
Josef Kalt *24.8.1898
Lilli Kalt *13.8.1933
Yakoov/Jakob Kalt *1940
Rosa Jäger *Mai/Juni 1886​

Burgholzstr. 40, Do-Nord

Familie Jäger stammt ursprünglich aus Solotwina (heute Ukraine). Chaje Jäger scheint der Erste aus der Familie gewesen zu sein, der nach Dortmund kam. 1915 holte er seine Frau Esther und seine vier Kinder Chaim (*1901/02), Lea (*1903), Rosa und David (*1908) nach.

Bis wann die Kinder bei ihren Eltern lebten, ist nicht geklärt. Gesichert ist jedoch, dass Chaim und Esther im Herbst 1939 in das „Judenhaus“ in der Heiligegartenstraße umgesiedelt wurden. Im Frühjahr 1941 stand für sie nochmal ein Umzug in ein Hörder „Judenhaus“ an, bevor sie 1942 schließlich nach Theresienstadt deportiert wurden. Im Mai des darauffolgenden Jahres verstarb das Ehepaar dort.

Rosa Jäger heiratete 1931 Josef Kalt. Zwei Jahre später kam Tochter Lilli zur Welt. Josef hatte seit dem Ersten Weltkrieg die polnische Staatsbürgerschaft inne, durch die Hochzeit wurde auch Rosa Polin. Im Oktober 1933 wurden Rosa und Josef mit der zwei Monate alten Lilli während der „Polenaktion“ zur polnischen Grenze deportiert und zur Ausreise gezwungen.
Josefs Todesumstände sind ungeklärt: Angeblich hatte er die Chance, zur Hausstandsauflösung nach Dortmund zurück zu kehren. Auf dem Heimweg zu seiner Familie ist er eventuell beim Grenzübertritt nach Polen verhaftet und in ein KZ überstellt worden. Eine andere Quelle berichtet, er sei bereits in Dortmund verhaftet, in die Steinwache überstellt und von dort aus ins KZ Sachsenhausen gebracht. Von dort aus sei er im März 1942 in die Euthanasieanstalt Bernburg überstellt und dort vergast worden.

Rosa wiederum bekam 1940 einen Sohn namens Yaakov/Jakob, mit dem sie zu Verwandten in die heutige Ukraine zog. Vermutlich wurden sie, Lilli und Yaakov dort ermordet.

Die anderen Kinder der Familie überlebten den Holocaust:
David zog bereits 1930 nach Palästina. Lea zog 1933 mit ihrem Mann Elias Königsberg und Sohn Robert nach Krakau und von dort nach Palästina.
Chaim blieb bis 1938 in Dortmund und emigrierte dann nach Belgien, vermutlich im Zuge der Reichskristallnacht. 1939 floh er von Belgien nach England, wo man ihn jedoch als „feindlichen Ausländer“ internierte und nach Kanada schickte. 1942 kehrte er nach England zurück.

Im Haus der Familie Jäger/Kalt lässt sich eine weitere Person mit dem Namen Rosa Kalt ausmachen, deren genaues Verhältnis zu den Jägers nicht geklärt ist.

Diese Rosa Jäger, ebenfalls gebürtig in Solotwina, kam spätestens 1915 nach Dortmund. Sie wohnte über zehn Jahre gemeinsam mit Familie Chaim Jäger in der Burgholzstraße. Dieser Umstand und ihr Geburtsort lassen auf eine Verwandtschaft mit Chaims Familie schließen.

Rosa wird in den Akten als „Händlerin“ bezeichnet. Außerdem findet sich dort der Eintrag, sie sei Witwe. Ihr Mann verstarb vermutlich vor ihrer Ankunft in Dortmund.

Das genaue Schicksal Rosa Jägers lässt sich heute nicht mehr genau rekonstruieren. Da ihre Staatsbürgerschaft erst mit österreichisch und später polnisch angegeben wurde, wird sie als Opfer der „Polenaktion“ und des Holocaust angesehen.

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