Wilhelm Hartmann, *7.5.1882 in Halle (Saale)
Berta Hartmann, geb. Schuberten, *31.8.1888 in Dortmund
Maria Reinhardt, geb. Hartmann, *27.7.1919 in Buttstädt in Thüringen
Josef Hartmann, *6.7.1934 in Münster
Heinrich Hartmann, *8./18.3.1914 in Leipzig
Robert Hartmann, *30.8.1921 in Havixbeck
Paul Hartmann, *6.2.1925 in Versmold
Burgweg 38, Do-Nord
Wilhelm Hartmann war von Beruf Musiker. Von Dortmund aus betrieb er außerdem zusammen mit seiner Frau Berta Hartmann einen Textilhandel. Ab 1933 wurde er zum Arbeitsdienst beim Bau der Reichsautobahn bei Dortmund verpflichtet.
Am 11. Juni 1938 nahm die Dortmunder Kriminalpolizei ihn in Dortmund im Rahmen der „Aktion Arbeitsscheu Reich“ an der Arbeitsstelle in „Vorbeugungshaft“ und inhaftierte ihn in der Steinwache. Der Haftgrund lautete „Sonderverfügung“.
Aus dem Wiedergutmachungsantrag für ihn geht hervor, dass die Dortmunder Kriminalpolizei ihn im Anschluss an eine Strafhaft wegen „Arbeitsscheue“ und aufgrund seiner Vorstrafen wegen Körperverletzung festnahm.
Am 22. Juni 1938 wurde Hartmann abtransportiert und mit der Häftlingsnummer 2463 am selben Tag in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Am 25. Januar 1940 wurde er in das KZ Mauthausen überstellt, von dort am 15. August 1940 ins KZ Dachau (Häftlingsnr. 14765, Haftkategorie „Arbeitszwang, Reich“) gebracht und am 5. Juli 1941 schließlich in das KZ Buchenwald eingeliefert. Dort wurde er als Häftling der Kategorie „ASR-Zigeuner“ erfasst, erhielt die Häftlingsnr. 7755 und wurde in Block 25 untergebracht. Am 19. Juli 1941 starb er dort um 1:25 Uhr offiziell an einem „Kollaps“.
Bei dem Transport, mit dem Hartmann nach Buchenwald verbracht worden war, handelte es sich um einen „Invalidentransport“. Mit ihm versuchte die Dachauer Lager-SS, sich einer größeren Zahl kranker, behinderter oder aus sonstigen Gründen als nicht mehr arbeitsfähig geltender Häftlinge zu entledigen. In Buchenwald wurde dann ein großer Teil der vor diesem Hintergrund im Lager Eingetroffenen gezielt getötet. Daher liegt es nahe, dass Hartmann gezielt im Krankenbau ermordet wurde.
Wilhelm Hartmanns Leiche wurde am 22. Juli 1941 eingeäschert und am 8. August 1941 auf dem Dortmunder Hauptfriedhof Gräberfeld 141b anonym beigesetzt. Seine Asche hatte die Familie vorher zugeschickt bekommen.
Die Ehefrau Berta Hartmann wurde am 13. März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau mit der Haftnummer Z-3095 eingewiesen. Dort wurde sie am 27. März 1944 ermordet.
Das Ehepaar Hartmann hatte vier Kinder.
Die älteste Tochter Maria Reinhart arbeitete bis zu ihrer Deportation in einer Fischräucherei und war nach eigenen Angaben in ihren Entschädigungsanträgen in der Nachkriegszeit Hausfrau. Sie berichtet, bereits vor 1941 nach Ravensbrück deportiert worden zu sein. Dort wurde sie durch sowjetische Truppen am 30. April 1945 befreit.
Ihr Sohn Josef, genannt Jonni, Hartmann ging noch zur Schule, als er aus Dortmund deportiert und am 13. März 1943 mit der Häftlingsnummer Z-2767 in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau eingewiesen wurde. Dort ist er laut Aussage seiner Mutter ermordet worden. Er gilt als verschollen, sodass das Amtsgericht Dortmund sein Todesdatum auf den 8. Mai 1945 festsetzte. streichen
Sohn Heinrich Hartmann begann nach dem Besuch der Finkeschule etwa 1928 eine Ausbildung zum Musiker. Gemeinsam mit seinem Vater spielte er in verschiedenen Dörfern, um Geld zu verdienen. Nach 1933 wurde er wie sein Vater Wilhelm und sein Bruder Robert als Straßenbauarbeiter zum Bau der Reichsautobahn bei Dortmund eingesetzt. Mit Kriegsbeginn wurde Heinrich Hartmann nach Aussagen seiner Schwester Maria Reinhardt zur Wehrmacht eingezogen und nahm am „Polenfeldzug“ teil. Zu einem unbekannten Zeitpunkt wurde er wieder aus der Wehrmacht entlassen.
Am 8. September wurde er in „Vorbeugungshaft“ genommen und zunächst bis zum 7. Oktober 1941 in der Steinwache festgehalten. Von dort aus wurde er in das KZ Dachau deportiert, wo er bis zum 17. Dezember 1941 mit der Häftlingsnummer 27804 inhaftiert war. Anschließend war er bis zu seinem Tod am 16. Mai 1944 im KZ Sachsenhausen mit der Häftlingsnummer 40547 interniert. In beiden KZ wurde er als Häftling der Kategorie „AZR“ (Arbeitszwang-Reich) geführt. Heinrich Hartmann starb angeblich an einer Lungentuberkulose.
Robert Hartmann begann ebenfalls eine Ausbildung zum Musiker, die er aber nicht beenden konnte. Auch er wurde nach 1933 als Straßenbauarbeiter zum Bau der Reichsautobahn bei Dortmund herangezogen und arbeitete dort, bis er vom 18. April 1942 bis 9. Juni 1942 in der Steinwache in Vorbeugungshaft genommen wurde. Von dort aus wurde er ins KZ Dachau deportiert und am 9. Juni 1942 mit der Häftlingsnummer 30508 eingewiesen. Am 4. Juli 1942 wurde eine Haft im Strafblock verhängt, deren Dauer unbekannt ist. Am 17. September 1942 wurde er ins KZ Neuengamme überstellt und zu einem noch unbekannten Zeitpunkt ins KZ Bergen-Belsen weitertransportiert. Dort starb er schließlich am 19. Juni 1944 um 15 Uhr angeblich an einer Lungentuberkulose. In den KZ wurde er in der Häftlingskategorie „AZR., Zig.“ (Arbeitszwang-Reich Zigeuner) geführt.
Paul Hartmann besuchte nach eigenen Angaben die Elisabeth-Schule in Dortmund. 1959 gab er Musiker als Beruf an.
Nach dem Schulabschluss in Dortmund arbeitete er etwa ein halbes Jahr bei dem Dortmunder Bauunternehmen Evers & Kemper, bevor er von der Arbeitsstelle abgeholt und direkt am 3. September 1942 nach Sachsenhausen deportiert und eingeliefert wurde. Er wurde am 22. April 1945 befreit.
Im Wiedergutmachungsverfahren sprach der Regierungspräsident Arnsberg den Hinterbliebenen – Maria Reinhart, Paul Hartmann und Linda Winter – am 30. September 1959 eine Entschädigung für Schaden an Freiheit von Berta, Heinrich und Robert zu.
1963 erhielten sie eine Rückerstattung für die bei der Deportation im März 1943 geraubte Einrichtung ihrer Wohnwagen, Kleidung, Schmuck und Instrumente. Die Wohnwagen sollen sie schon seit der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg besessen haben, weshalb diese nicht erstattet wurden.
Weitere Bemühungen der Überlebenden, ebenfalls Schaden an Leben und beruflichem und wirtschaftlichen Fortkommen geltend zu machen, wurden für Heinrich und Robert 1960 anerkannt, für Wilhelm und Paul jedoch abgelehnt. Die Begründung für die Ablehnung lautete, dass Sinti und Roma erst seit Ende 1942/Anfang 1943 rassistisch verfolgt worden seien und Wilhelm und Paul Hartmann nicht aus rassistischen Gründen, sondern aus „sicherheitspolizeilichen Erwägungen“ verhaftet worden seien. Auch für Heinrich und Robert wurden aus diesen Gründen nur Haftzeiten bzw. Verdienstausfälle nach dem 12. März 1943, dem amtsbekannten Datum der Deportation aus Dortmund, als entschädigungspflichtig anerkannt.