Die mittelalterliche Gemeinde
Die freie Reichsstadt Dortmund war Ausgangspunkt jüdischer Ansiedlung in Westfalen. Die ältesten Quellenbelege für den Aufenthalt einzelner Juden führen bis ins 11. Jahrhundert zurück. Auf eine erste organisierte Gemeinde weisen Dokumente aus der Mitte des 13. Jahrhunderts hin: Es handelt sich dabei um eine Steuerliste des Reiches von 1241 und einen Schutzbrief des Kölner Erzbischofes für die Dortmunder Juden von 1250.
Dieser mittelalterlichen Gemeinde stand ein Rabbiner vor. Sie besaß am Westenhellweg eine Synagoge mit einem rituellen Bad, das Mikwe genannt wird, ein Gemeindehaus sowie einen Friedhof vor dem Westentor. Die Wohnstätten befanden sich ebenfalls am westlichen Rand des Stadtkerns.
Im Zuge der Pestkatastrophe von 1350, als die Juden von der christlichen Mehrheit weithin als „Brunnenvergifter“ und damit als Schuldige an der Pandemie galten, wurden die Dortmunder Juden sämtlich aus der Stadt vertrieben.
20 Jahre nach der Vertreibung konnten sich Juden auf der Grundlage von Schutz- und Geleitbriefen wieder ansiedeln und in den fünf Jahrzehnten zwischen 1373 bis in die 1430er Jahre nahm die Dortmunder Gemeinde eine überragende Bedeutung für die westfälische Judenheit ein. Die Gemeinde erhielt ihre Synagoge zurück und konnte auch ihren alten Friedhof wieder nutzen. Da der jüdische Friedhof der einzige im südlichen Westfalen war, fanden dort auch auswärtige Juden ihre Grabstätte.
Nach 1430 ging die Zahl der in Dortmund lebenden Juden stetig zurück und um 1465 verließ der letzte noch ansässige Jude die Stadt. Der Wechsel zwischen Aufnahme und Ausweisung von Juden prägte das nächste Jahrhundert, ehe sie 1596 für mehr als zwei Jahrhunderte aus Dortmund vertrieben wurden.