Die Gaststätte „Zur Börse“ als Sammellager vor Deportationen
Im Frühjahr 1885 eröffnete auf dem gegenüber der Steinwache an der Steinstraße gelegenen Gelände der städtische Viehmarkt mit angeschlossenem Schlachthof. Die Gaststätte „Zur Börse“ bewirtete hier die zahlreichen Arbeiter, Viehhändler und Käufer. Der große Festsaal wurde regelmäßig für Konzerte, Tanzveranstaltungen und Ausstellungen gemietet. Auch die jüdische Gemeinde lud anlässlich der Feierlichkeiten zum jüdischen Neujahrsfest 1893 in den Börsensaal, da die Synagoge am Wüstenhof nicht genügend Platz bot.
Ab 1942 machten die Nationalsozialisten sich den großen, direkt am Hauptbahnhof gelegenen Saal als Sammellager für Deportationen zunutze. Auch die umliegenden Freiflächen und Scheunen des Viehmarktes waren Teil des Lagers, in dem im Januar 1942 332 Dortmunder Jüdinnen und Juden vier Tage unter unwürdigen Bedingungen und der Gewalt der SA ausgesetzt ausharren mussten, bevor sie von dort aus nach Riga deportiert wurden. Ein weiterer Transport mit 324 Dortmundern führte im Juli 1942 in das Ghetto Theresienstadt. Auch bei der Auschwitz-Deportation vom 2. März 1943 diente die Börse als eine von zwei Sammelstellen.
Auf dem Gelände an der ehemaligen Viehmarktstraße befindet sich heute die städtische Musikschule, an der eine Gedenktafel an die Deportationen erinnert.