Die Neuorganisation der Jüdischen Gemeinde nach dem Holocaust
Die Bilanz der 13 Jahre nationalsozialistischer Herrschaft und antijüdischer Verfolgung war mörderisch: Von den einst rund 4500 Mitgliedern der Dortmunder Jüdischen Gemeinde waren 2050 jüdische Männer, Frauen und Kinder ermordet worden.
Der Holocaust bedeutete jedoch nicht das Ende der Jüdischen Gemeinde in Dortmund. In den ersten Monaten nach Kriegsende kehrten aus befreiten Konzentrations- und Arbeitslagern einige wenige Überlebende zurück. Schon im Sommer 1945 begann die Reorganisation der Jüdischen Gemeinde. Siegfried Heimberg, der die Befreiung im Ghetto Theresienstadt erlebt hatte, suchte die Überlebenden auf und organisierte erste Treffen in einer Gaststätte. Als die Teilnehmerzahl auf etwa 50 Personen gestiegen war, konnte ein neuer Vorstand gewählt werden. Der erste Gottesdienst der neuen Gemeinde fand am jüdischen Neujahrfest Rosch Haschana im September 1945 in einem Privathaus am Westfalendamm statt.
Es dauerte ein weiteres Jahr, ehe im Dezember 1946 in einem stark beschädigten Gebäude am Schwanenwall 29 ein neues Gemeindehaus mit Betsaal geweiht werden konnte. Siegfried Heimberg, 1. Vorsitzender der Gemeinde, wies in seiner Ansprache darauf hin, dass von der ehemals so großen und stolzen Gemeinde nur ein Rest von etwa 150 Personen aus den Lagern oder der Illegalität zurückgekehrt seien, dass trotz aller Verfolgungen die innere Kraft ungebrochen sei, dass diese Kraft das Neue aus dem Nichts errichtet habe.