Das „Judenhaus“ der Familie Schanzer
1940 formulierte die Dortmunder Stadtverwaltung das Ziel, die noch in der Stadt lebenden 1200 jüdischen Bürgerinnen und Bürger in 60 „Judenhäusern“ zu konzentrieren. Als „Judenhaus“ wurde ein Haus bezeichnet, das sich noch in jüdischem Besitz befand und in das nun Juden mit Wohnsitz in nicht-jüdischen Häusern zwangseingewiesen werden konnten. „Judenhäuser“ waren an der Front mit einem gelben Stern gekennzeichnet und die Eingangstür durfte nicht verschlossen werden, damit die Gestapo jederzeit Zugriff auf die Bewohner hatte
Auch das Haus Prinzenstraße 9/11 war ein „Judenhaus“. Es gehörte dem Verleger Viktor Schanzer, der 1895 das Dortmunder Tageblatt gegründet hatte und bis 1932 erfolgreich eine Anzeigenagentur führte. Seine Frau starb 1932 in Dortmund. 1938 wohnten auch fünf seiner sechs erwachsenen Kinder wieder in der Prinzenstraße. Die Töchter Alice und Helma unterrichteten an der jüdischen Schule, Sohn Julius erteilte Geigenunterricht am Städtischen Konservatorium.
Viktor Schanzer und drei seiner Kinder wurden deportiert und im Zuge des Holocaust ermordet. Den anderen gelang die Flucht ins Ausland. Alice, Helma und Julius gehörten zu den am 30. April 1942 ins Ghetto nach Zamość verschleppten Juden, von denen niemand überlebte. Vater Viktor wurde im Oktober 1942 im Ghetto Theresienstadt ermordet.